Der Große Stein von Tonnenheide ist 10 Meter lang, 7 Meter breit und 3 Meter hoch. Sein Gewicht beträgt etwa 350 Tonnen. Er ist einer der größten Findlinge in Norddeutschland. Alter, Herkunft und Art dieses Zeugen der Eiszeit sind von dem Geologen Dr. Alfred Hendricks, Münster, begutachtet worden. Zur Eiszeit (Pleistozän) entwickelten sich aufgrund von Klimaverschlechterungen in zahlreichen Gebieten der Erde mächtige und umfangreiche Vergletscherungen.
Freilegung im Jahre 1915
Eines der eiszeitlichen Vergletscherungszentren lag in Skandinavien. Die sich dort bildenden Gletscher schlossen sich zu einem Eisschild zusammen, der eine Mächtigkeit bis zu 3.500 Metern erreichte. Gleichzeitig rückten Gletscher aus den Alpen in das Vorland vor. Dieser Vorgang wiederholte sich mehrere Male. In Norddeutschland werden die drei Etappen der Hauptvergletscherungen als Elster-, Saale- und Weichselvereisung bezeichnet. In Westfalen war das Ausmaß der Vereisung in der Saalezeit (vor 230.000 bis 140.000 Jahren) am größten. Das Wiehengebirge wurde vom Norden her vom Eis überfahren. Dabei hobelte das Eis hindernisbildende Gesteinsbrocken vom Untergrund ab, nahm sie auf und trug sie als Gesteinsschutt mit sich fort. Beim Abtauen der Gletschermassen blieben die vom Eis mitgeführten Steine liegen. Diese vom Eis transportierten und abgelagerten Steine, werden, wenn sie einen Mindestdurchmesser von 40 cm aufweisen, Findlinge oder Geschiebe genannt. Zur Saaleeiszeit tauten auch im jetzigen Westfalen die Gletschermassen ab und hinterließen das von ihnen mitgeführte Steinmaterial, darunter auch den riesigen Findling in Tonnenheide/Ortsteil Hahnenkamp. Man darf also davon ausgehen, dass dieser Stein seit rund 200.000 Jahren an seinem jetzigen Fundort, dem Hof Klasing Nr. 9, liegt.
Bohrlöcher deuten auf frühere Sprengungen hin. Die heute noch vorhandenen Findlinge stellen eine durch Verwitterung, wirtschaftliche Nutzung und Zerstörung bedingte Auslese dar. Die stärkste Verringerung der Findlinge geschah jedoch durch den Menschen. Beschränkte sich der steinzeitliche Mensch auf die Verwendung von Findlingen für sogenannte Hünengräber (zum Beispiel auch im nahegelegenen Varl), so wurde später das Gestein für Bauzwecke, Pflastersteine und Schotter verwendet. Es ist überliefert, dass um 1920 in einer Tonnenheider Sandgrube ein Findling mit den gewaltigen Ausmaßen von 10 Meter Länge und 10 Meter Breite, der aber nur eine Höhe von 1,2 bis 1,4 Meter hatte, für Bauzwecke gesprengt wurde. Auch von dem Findling in Tonnenheide/Hahnenkamp wurden in früherer Zeit mindestens 20 Kubikmeter abgesprengt. Bohrlöcher für die Sprengladungen sind noch deutlich an seiner Südseite (oben) erkennbar. Der Zeitpunkt der Absprengung konnte bisher nicht festgestellt werden.
Freilegung des Großen Steins am 30. August 1981
Die Heimat des Findlings befindet sich in Südschweden. Das Steinmaterial unseres Findlings ist etwa eine Milliarde Jahre alt. Es besteht aus Biotitgranit. Der Block stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der südschwedischen Provinz Blekinge, einem Gebiet, das rund 750 km vom jetzigen Lager entfernt liegt. Um die Jahrhundertwende untersuchte der Geologe Professor Dr. Wegener den Findling und stellte Maße von 7 Meter Länge und 5 Meter Breite fest. Im Jahre 1915 wurde der Stein auf Betreiben des Tonnenheider Hauptlehrers Sturhan freigelegt und vermessen. Dabei wurden seine wirklichen Maße festgestellt: 10 Meter Länge, 7 Meter Breite und 3 Meter Höhe. Nach der Freilegung erschien auf Veranlassung der damaligen Regierung in Minden der Geologe Dr. Klohse aus Halle a. d. Saale. Dieser bezeichnete den Stein als den größten Findling westlich der Oder. Ein noch größerer Granitblock liege auf dem Kirchhofe des Dorfes Klein-Tychow in Hinterpommern. Versuche, den Stein von Tonnenheide zu heben, scheiterten jedoch. Er wurde wieder mit Boden bedeckt. Es blieb nur eine kleine Kuppe sichtbar. 1972 beschloss die Gemeindevertretung der damals noch selbstständigen Gemeinde Tonnenheide, den Findling heben zu lassen. Eine englische Pioniereinheit aus Minden untersuchte die Möglichkeiten. Sie sah sich aber nicht in der Lage, die notwendigen Geräte zu beschaffen. Auch das Bundesbahn-Zentralamt Minden mit seinem Lehrhilfszug sah sich nicht in der Lage, den Stein zu heben.
Umsetzung des 300 Jahre alten Speichers in einem Stück und der Große Stein wird gehoben
Mit der Gründung der Heimatpflege in Tonnenheide im Jahre 1979 wurde die Idee erneut aufgegriffen. Das von einem Heimatfreund eingeholte Angebot der Firma Kronschnabel, Bremerhaven, einer Spezialfirma für Kranarbeiten, Schwertransporte und Bergungen, eröffnete die Möglichkeit, den Stein zu heben und mittels Luftkissen an einen neuen Standort zu transportieren. Dank des Entgegenkommens der Familie Klasing konnten die mit tatkräftiger Unterstützung der Verwaltung der Stadt Rahden aufgenommenen Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen werden. Die technischen Schwierigkeiten der Bergung ergaben sich vor allem aus der Enge des Lagerplatzes. Der Stein war an drei Seiten von Gebäuden umstanden. Seine Bergung war überhaupt nur denkbar, wenn eines dieser Gebäude, ein rund 300 Jahre alter Fachwerkspeicher, entfernt wurde. Diese technischen Schwierigkeiten bedingten auch hohe Kosten des Unterfangens. Schließlich gelang es jedoch mit Hilfe des Landes Nordrhein-Westfalen, des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe in Münster, des Kreises Minden-Lübbecke, der Stadt Rahden und einer namhaften Spende der Stadtsparkasse Rahden, die Finanzierung des Vorhabens zu sichern. Träger der Aktion wurde der Verein für Heimatpflege, Tonnenheide, dessen Mitglieder durch Eigenleistung die restlichen Kosten deckten. Im August 1981 war es endlich soweit. Am 28. August 1981 wurde der Fachwerkspeicher von einem Raupenkran der Bremerhavener Firma ›an den Haken genommen‹ und in einem Stück an seinen neuen Standort, vom alten etwa 80 Meter entfernt, versetzt. Noch am gleichen Tag begannen die Vorbereitungen zur Hebung des Findlings. Der ursprüngliche Plan, den Stein auf Luftkissen an seinen neuen Bestimmungsort zu rollen, scheiterte an seiner scharfkantig ausgebildeten Unterseite. Am 30. August 1981 konnte der Findling mit Hilfe eines riesigen auf Ketten fahrenden Kranes und eines Autokranes gehoben und langsam an seinen neuen Platz, auf dem Hofgelände Klasing Nr. 9, unter 200 Jahre alten Eichen, transportiert werden. Der Transportweg betrug etwa 70 Meter!
Backtag am Großen Stein
Frischen Kaffee, selbstgebackenes Brot und Platenkuchen aus dem Backhaus können Sie am Großen Stein unter den großen Eichen genießen. Gebacken wird für Gruppen ab 50 Personen.
Erreichbarkeit
Sie erreichen den Großen Stein auch mit der Museumseisenbahn. An der Haltestelle Tonnenheide/Hahnenkamp können Sie an den Fahrtagen ein- und aussteigen. Das nahegelegene Gasthaus Rüter lädt je nach Saison zum Spargel- oder Pickertessen ein.
Weitere Informationen finden sie hier www.heimatverein-tonnenheide.de